13. – 14. Oktober 2013

Dharapani – Chame

18 km 930 hm

Nach dem Getränke-Test am Abend zuvor geht es zum Frühstück gleich weiter. Um am Ball zu bleiben macht Krzysztof das nächste Experiment: Tsampa. Bei Tsampa handelt es sich um geröstete Gerste in Brei-Form, vermischt mit Milch und Apfelstücken. Ergebnis: Schmeckt relativ gut (mit Zucker), es gibt aber Minuspunkte aufgrund mangelnder Effektivität, denn nach einer Stunde radeln ist die Tsampa-Energie aufgebraucht und der Magen schreit nach einem zweiten Frühstück… Wir halten fest, Tsampa ist ein ungeeignetes Frühstück für den sportlichen Urlaub. Urlaub? Äh, welcher Urlaub? Wir müssen weiter.

Checkpoint: Ordnung muss sein.

Nach ein paar Metern Fahrt stoppen wir am ersten Checkpoint, wir müssen uns Ausweisen. Solche Checkpoints, oder -posts werden wir immer wieder passieren. Hier müssen wir uns in ein großes Buch eintragen lassen und unsere Ausweise (Treking-Permits) vorlegen. Das dient unserer Sicherheit, damit niemand verloren geht und einer Statistik. Vielleicht dient es aber auch gar nichts von all dem und ist nur eine Art Arbeits-Beschaffungs-Maßnahme, oder es rechtfertigt einfach nur das Ausstellen der Treking-Permits.

Russendisko mit Pavel und Ivan

Die Checkpoints werden genutzt, um kurz mit den Beamten oder anderen Wanderern zu quatschen, man tauscht sich über das Wetter oder die geplante Wanderroute aus. Wir ernten immer wieder Bewunderung, weil wir auf Rädern unterwegs sind. Für viele einfach unverständlich. Mit uns Tauschen möchten die meisten wohl nicht. Ein Rad-begeisterter Brite jedoch blickt neidisch auf unsere Räder, wir verwickeln uns gleich in ein Gespräch: er fragt nach dem Rahmen, ja Nicolai … Er ist begeistert, hat grad ein neues Bike geordert … steht schon zu Hause … muss aber jetzt mit seiner Freundin die Annapurna-Runde zu Fuss laufen … findet er natürlich super, aber wir wissen genau, was er jetzt wirklich möchte …

Wir fahren also registriert und gecheckt weiter. Der Weg ist ein bisschen tricky aber fahrbar – Schiebepassagen natürlich wie immer inklusive. Was uns erstaunt ist mal wieder die Landschaft. Plötzlich fühlen wir uns sehr an die Alpen erinnert. Wir passieren Nadelwälder und fahren über Wege, die sich genauso gut in Mitteleuropa durch die Berge schlängeln könnten. Das Einzige was anders ist, ist die Höhe: Wir befinden uns mittlerweile in 2700 Metern über dem Meeresspiegel, in dieser Höhe sucht man in den Alpen wohl vergeblich nach solch einem Wald …

Heute gibt es auch erste Anzeichen des tibetanischen Buddhismus. Gebetsmühlen begrüßen uns am Anfang und am Ende der kleinen Bergdörfer. Bemerkbar macht sich nun auch die Temperatur. Es wird zunehmend kälter und ein frischer Wind macht es nicht gerade angenehmer. Als wäre das nicht genug, versucht sich Stephan an einer Flussdurchfahrt. Da hat er sich ein bisschen viel vorgenommen, die ist einfach ein bisschen zu tief. Das Resultat: nasse Schuhe. Im Prinzip nicht schlimm, nur wie sollen die jetzt trocknen? Wir hoffen auf eine nächste Unterkunft mit Ofen …

Wir fahren weiter, der Weg wird irgendwann wieder fahrbar und es macht richtig Spaß bis wir Chame erreicht haben. Viele Gasthäuser, Lädchen mit Outdoor-Klamotten (für die, die es mit Planung immer noch nicht drauf haben) und einige ziemlich runtergekommene Dorfhäuser. Wir fragen uns, wie die Leute in solchen Hütten den Winter überstehen.

Nach einer (zwangsweise) kalten Dusche machen wir noch einen kleinem Gang durch die Gemeinde. Wir entdecken weitere Gebetsmühlen, von klein bis zu einer die größer ist als wir und noch ein schönes Tor am Ortseingang, verziert mit religiösen Motiven und selbstverständlich mehreren eingebauten Gebetsmühlen, wie praktisch.

Danach genießen wir ein warmes Abendessen und im Rahmen der Erweiterung unserer Kenntnisse über nepalesische Genussmittel bestellen wir ein Glas lokalen Wein. Mit dem ersten Schluck stellen wir fest, diese Entscheidung ist mutig. Dieses Glas würde das erste und auch das letzte dieses Getränks sein, so viel ist sicher! Der Italiener würde vermutlich schon nach dem ersten Schluck zu einem blutigem Vergeltungsschlag aufrufen – aufgrund dieser persönlicher Beleidigung.

Passend zu unserer Weinprobe fängt es zu regnen an und es wird nochmals deutlich kälter. Ganz langsam und um es nicht zu vergessen: ja, wir lieben die Berge und ja, dieses ist unser Urlaub, und ja, wir haben es uns selbst ausgesucht …  wir wollten es nicht anders!

Mehr Fotos in diesem Set auf Flickr.