9. Oktober 2013

Gorkha

Am nächsten Tag stehen wir – immer noch relativ erschöpft – auf und fragen uns selbst, was für eine bescheuerte Idee das denn eigentlich war, am Tag zuvor noch nach Gorkha zu fahren??! Wir freuen uns aber über die Belohnung und genießen die Stadt. Kultur- und Touriprogramm. Gorkha hat diesbezüglich einiges zu bieten. Als „Wiege Nepals“ bezeichnet hat hier das Königshaus seinen Ursprung. Von Gorkhas Herrschern wurden viele andere Königreiche annektiert und zu einem großen Reich zusammengefasst, woraus letztendlich Nepal entstanden ist.

Um sich als Tourist dieser Geschichte hinzugeben, besichtigt man den Königspalast. Das hört sich einfach an, ist es aber nicht: Wir müssen uns unzählige Stufen hinauf quälen, um überhaupt in die Nähe des Palastes zu kommen. Im 16. Jahrhundert war das gut, um Feinde fernzuhalten und um die Bürger Gorkhas zu beeindrucken. Wir sind nicht minder beeindruckt. Zuerst von den nicht enden wollenden Stufen, danach von der auf dem Berg thronenden Festung. Die Palast- und Tempelanlage besticht durch eine sehr mystische Atmosphäre.

Schon auf den unzähligen Treppenstufen fallen uns Blutspuren auf. Je weiter wir gehen, desto auffälliger, größer und zahlreicher werden die Spuren. Was geht hier ab? Oben klärt es sich auf. Hier finden Opferzeremonien statt. Die Leute stehen mit ihren zu opfernden Tieren schon in Schlangen vor den Opferplätzen. Es gibt verschiedene, wir machen einen für Ziegen aus, ein anderer ist für Geflügel da. Permanent werden wir von zeremonieller Musik begleitet, welche wiederum das Köpfen der unzähligen Tieren begleitet. Wozu dieser Tempel alles gut ist …

Ein Höhepunkt der Feier wird erreicht, und auf Befehl eines Mönches schlägt ein Soldat wild auf eine große Glocke ein: Ein Zeichen für die Besucher mit noch lebendigen Tieren. Wir sind dann gegangen, mit einem etwas seltsamen Beigeschmack. Mit diesem Brauch können wir recht wenig anfangen und widmen uns der Architektur und bestaunen die Gebäude mit ihren umfangreichen Schnitzereien. Leider dürfen wir nicht in die Tempel, aber auch so ist es interessant.

Unser nächster Stopp sollte das Museum sein. Hier empfangen uns viele kitschige Gemälde von Gorkhas Königen, alte Aufzeichnungen (oder zumindest deren Kopien) einer vergangenen Ära und Beschreibungen der Geschichte Nepals. Leider fällt uns recht schnell auf, dass häufig die Beschriftungen und Zeitangaben nicht stimmten, viele Zeiten durcheinander gebracht wurden – schlichtweg, es war alles unstimmig. Dadurch verliert das Museum seinen Reiz. Seriös ist es ja nicht gerade, was uns wundert, weil der Ort für die Geschichte Nepals enorm wichtig ist. Egal, dafür ist auch dieses Gebäude schön, wieder mit unzähligen Holzschnitzereien verziert. Wahrscheinlich, wie der Palast, aus dem 16. Jahrhundert.

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