16. – 17. Oktober 2013

Lower Pisang – Manang

15 km 440 hm

Total crazy! Es regnet nicht mehr. Es ist kaum zu glauben aber es sieht so aus als müssen wir unsere Nachmittage nicht mehr im Speiseraum am Ofen verbringen, um unsere sieben Sachen zu trocknen. Sogar die Sonne kommt raus.
Als wäre dieses noch nicht genug Luxus für diesen Morgen, die heutige Strecke ist die einfachste und flachste die wir bisher auf dieser Reise gefahren sind. Und, man wagt es kaum zu schreiben, die Temperaturen steigen auf sagenhafte 16 °C. Urlaubs-Feeling in steppenartiger Landschaft, umringt von verschneiten 7.000ern. Heute bekommen wir auch die ersten Yaks zu sehen. Irgendwie ist wieder alles rund und passt zueinander. Nepal, wir mögen dich.

Im weiteren Streckenverlauf begegnen uns wieder Leute, die aufgrund der Wetteralge am Pass umgekehrt sind. So erfahren wir von Lawinen, meterhohem Schnee und Eis. Der Pass soll geschlossen sein. Die Erzählungen unterscheiden sich jedoch so sehr voneinander, dass wir schlecht deren Wahrheit einschätzen können. (Yeti?) Darum entschließen wir uns weiterzufahren. Umdrehen können wir immer noch, falls wirklich nichts mehr geht. Aber soweit denken wir nicht.

Angekommen in Manang erledigen wir die üblichen Geschäfte: Duschen, lecker essen, Wäsche waschen und dann wieder raus. Der Ort ist viel interessanter als wir erwartet hatten und unser Erkundungs-Spaziergang wird immer länger. Wir bekommen den Eindruck Tibet erreicht zu haben. Grobe Natursteinhäuser haben die Holzhäusern vollends abgelöst. Das deutet auf lange und kalte Winter hin.

Das Dorf besticht durch seine unzählige Fähnchen, Stupas und Gebetsmühlen. Hinzu kommt der kalte, trockene Wind, der den Qualm von verbranntem, nassen Holz aus den Öfen durch die engen Gassen weht. Alles ist rau und gleichzeitig beeindruckend, schön und irgendwie ganz anders. Trotz dieser Schönheit ist sofort zu sehen, dass das Leben hier nicht einfach ist und sich hinter dieser mystischen Fassade ein harter Kampf versteckt. Der Lebensstandard ist verdammt niedrig und die Natur ist in dieser Gegend sicherlich nicht besonders großzugig …

Am Ende unseres Ausflugs stoßen wir auf etwas total verrücktes, nämlich dem Himal Race. Unter diesem Namen verbirgt sich eine Marathon-Veranstaltung. In 21 Etappen sollen 745 km überwunden werden. Laufend! An diesem Tag mussten die sogenannten „Trailrunner“ den Thorong La bezwingen (Laufend!) und sind nach 40 km (immer noch laufend!) in Manang angekommen. Was für ein Wahnsinn in dieser Höhe. Als wäre dieses nicht genug, schlafen die Teilnehmer in einfachen Zelten. Ein paar wenige Zelte weisen jedoch darauf hin, das sich nur eine Handvoll Freaks zu so einem wahnsinnigen Akt entschlossen haben.
Einer dieser Außerirdischen berichtet uns, dass auf dem Pass nur ein paar Zentimeter Schnee liegen. Das freut uns, vorher hatten wir doch nur die Horror-Geschichten über den geschlossenen Pass gehört, 60–90 cm Neuschnee und so… Soviel zu den Wetterlage-Geschichten hier vor Ort.

Nach der guten Nachricht über das Wetter am Thorong La wartet noch eine außergewöhnliche Überraschung auf uns: nach mehreren Tagen genießen wir unseren ersten Milchkaffee. Zu allem Überfluss mit Zimt- und Schoko-Brötchen aus Hoteleigener Bäckerei. Hier werden noch andere feine, für diese Gegend sehr untypische, nur auf Touristen zugeschnittene, Leckereien gebacken.

Bis jetzt bedienten wir uns tatsächlich nur der einheimischer Küche, aber zugegeben, in dieser Kälte und bei all den Entbehrungen die wir zwangsweise machten, fühlt sich dieser kleine Genuss irgendwie heimelig und verdammt gut an. Was aber nicht heißt, dass wir auch nur ansatzweise zurück nach Hause wollen. Im Gegenteil: in diesem Moment, bei leckerem Kaffee, auf die Landkarte schauend, stellen wir fest, dass wir einen weiteren Monat bräuchten, um all das in aller Ruhe sehen zu können, was auf unserem geplanten Weg liegt.

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