12. Oktober 2013

Jagat – Dharapani

16 km 700 hm

Heute steht eine kurze Etappe an, wie am Tag zuvor Frühstücken wir gut und machen uns auf den Weg. Wir treffen sogar Tino aus Dresden wieder. So wird es uns mit vielen Leuten auf dem Trek gehen. Das immer nach oben führende Profil der Strecke lässt Wanderer wie Biker in etwa gleich schnell werden. Das führt dazu, dass wir auf dem Trek oder abends in den Unterkünften immer wieder die gleichen Leidensgenossen treffen.

Ansonsten hat sich nichts geändert: der Weg ist steil, es geht immer nach oben, wir fahren über Geröll und Schlamm. Nach wie vor gibt die Jeepstrecke unseren Weg vor. Die Wanderer weichen auf einen kleineren Wanderweg aus, der sich attraktiv auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht durch den Fels schlängelt.  

Schade, dort würden wir gern fahren. Allerdings bergab, also in die entgegengesetzte Richtung. Wir müssen ja hoch, und das wäre auf dem anderen Weg nur über Stufen möglich. Und das Rad müssen wir in den nächsten Tagen bestimmt noch oft genug schultern. Wir fahren also weiter auf der Jeepstrecke, überqueren mehrere Wasserfälle, die sich ungeachtet der Straße durch die Felswand schneiden. Als wir dann auch noch einen Wahnsinns-Ausblick auf große, schneebedeckte Bergriesen bekommen, die Sonne in das Tal scheint und alles in ein zauberhaftes Licht taucht sind wir von allen Strapazen erholt. Diese Zutaten (nepalesische Straßenverhältnisse, Leiden durch das ständige Bergauffahren, Schmerzen der Gesäße durch viel Gewicht auf dem Rucksack und dadurch auf den Sattel und Schönheit der Natur) lassen unser Motto des Tages entstehen:

„Egal wie beschissen es ist, es ist geil!“

Nach dieser kurzen Etappe nutzen wir den Nachmittag, um unsere Klamotten zu waschen. – Die Kehrseite mit leichtem Gepäck zu reisen. Dafür müssen wir nicht so viel, bzw. können alles selber tragen. Die meisten Wanderer haben sich Träger organisiert, um nicht während des Treks auf irgendetwas verzichten zu müssen.

Abends beim Essen entdecken wir auf der Speisekarte etwas interessantes: lokales Bier – „Chhyang“. Das muss natürlich getestet werden! Wir ordern zwei Gläser und stellen schnell fest, dass es kaum an Bier im herkömmlichen Sinne erinnert. Augenscheinlich gleicht es eher einem naturtrüben Apfelsaft, perlende Kohlensäure sucht man vergeblich, auch eine Schaumkrone kann man nicht erkennen (wenn man von ein bis zwei Bläschen absieht).

Überraschend stellen wir fest, dass dieses „Getränk“ vollkommen genießbar ist – solange man nicht versucht, den ganzen Abend damit zu verbringen, was wir allerdings auch nicht versucht haben. Es ist einfach zu säuerlich. Wir spekulieren, dass man sich nach überdimensioniertem Genuss dieses lokales Nektars am nächsten Tag wie nach einer unfreiwilligen Zitronensaft-Kur fühlen würde … Also, probieren geht schon klar – Feiern würden wir mit dieser Flüssigkeit nicht.

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