22. Oktober 2013

Kalopani – Kushma

70 km 770 hm

Nach einer himmlischen Nacht im weichen, warmen Bett und einer heißen Dusche am Morgen folgt ein üppiges Frühstuck, eine kürze Radpflege und es geht weiter. Heute wollen wir wieder Kilometer fressen. Nicht, dass wir viel bergauf treten müssen aber der Abfahrt auf der Jeepstrecke ist auch nicht ohne: Steine, Felsblöcke und unendlich viel Schlamm gestalten den Weg anspruchsvoll.

Auch wenn es sonnig ist, der Regen der letzten Wochen befindet sich sozusagen noch im Boden … Das kann man auch an unseren Bikes ablesen, äußerlich kommen diese mittlerweile einem archäologischen Fund gleich. Unser Outfit und Geruch runden das Ganze auch noch ab.

Wir radeln nach wie vor durch die Alpen-Landschaft. Es ist wunderschön, der Waldgeruch schmeichelt unsere Nasen (als Kontrast zu unserem eigenen Geruch) und auf der linken Seite des Weges, zig Meter weiter unten, rauscht der  Kali Gandhaki.
Auf diese Art erreichen wir unseren letzten Checkpoint in Tatopani, dort beobachten wir Leute die bei gefühlter 35 Grad Außentemperatur in heißen Quellen planschen. Der schwefelige Faule-Eier-Geruch begleitet die Szene. Die Leute genießen das, wir genießen unsere Tour. Ausserhalb von diesem Vergnügungsort verdrücken wir den obligatorischen Teller Chowmien, gefolgt von Cola (Zucker!!!). Mit dieser neuer Ladung an Kohlehydraten und imperialistischen Energieschock fahren wir weiter.

Als nächstes durchqueren wir Beni, ein ziemlich – für nepalesische Verhältnisse – hässlicher Ort, also nichts wie weiter. Ab hier fahren wir, zu unserer Überraschung, auf asphaltierter Straße. Dieses ist zwar eine Erleichterung für unsere Hintern aber leider nicht für unser Gemüt. Die Autofahrer dürfen endlich die Sau rauslassen, vor allem die Busfahrer, die (wahrscheinlich selbsternannten) Kings of the Road. Die Busfahrer überholen wo es nur irgendwie geht, oder wo es halt auch nicht geht. Auf unsere Kosten. Ohne Rücksicht. Das Ergebnis: Eine handbreite Entfernung zwischen Busungetüm und unseren Lenkern ist ab jetzt keine Ausnahme. Wir sehen uns schon im Strassengraben liegen. Mit gebrochenen Knochen …

Aber wie gesagt, wir wollen Kilometer fressen. Darum lassen wir unseren eigentlichen Zielort Baglung links liegen. (Was auch mit der in Serpentinen angelegten Straße zu tun hat, die nach Baglung führt…) Wir quälen uns also weiter in Richtung Pokhara. Das erspart uns aber nicht die überraschend nach oben führende Straße. Ziemlich gar erreichen wir schließlich Kushma. Ein relativ großer Ort, der einem 08/15 Touristen sicherlich nichts zu bieten hat. So landen wir in einem klassischen nepalesischen Hotel: kaltes Wasser, only Dal Bhat (wir freuen uns!), dürftige sanitäre Einrichtungen und eine wohlernährte behaarte Spinne an der Zimmerwand. Dafür ist die ganze Familie so herzlich, dass wir uns sofort wohl fühlen und unsere Erschöpfung nach dem leckerem Essen in gemütlicher Atmosphäre mit ausreichend kühlem Bier mildern.

Die Spinne hat diese Nacht leider nicht mehr überlebt und die Mörder schlafen wie kleine Kinder in aller Seelenruhe …

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