6. Oktober 2013

Kathmandu – Trishuli Bazaar

70 km 750 hm

Unsere Reise beginnt. Unser Abenteuer beginnt! Wir lassen unsere Bike-Kartons, in denen wir die Räder für den Flug verpackt hatten, und ein paar andere Klamotten sicher im Gepäckraum unseres Hotels in Kathmandu. In drei Wochen würden wir alles wieder in Empfang nehmen.

Endlich raus. Raus aus diesem Moloch von Stadt. Unsere einzige Sorge bleibt der Verkehr oder eher die Fahrweise auf den Straßen Kathmandus. In den letzten Tagen entwickelten wir eine Art Respekt davor und waren skeptisch, ob wir uns selbst so locker wie die anderen Verkehrsteilnehmer durch die Gassen manövrieren würden … Letztendlich alles kein Problem. Wir meisterten das Verkehrschaos mit links. (Ja, Linksverkehr.) Als Radfahrer hatten wir sowieso einen recht guten Überblick über das Geschehen auf der Straße, wahrscheinlich sind wir auch recht gut aufgefallen: Als Biker sind wir doch eher eine Ausnahme im Verkehr. Unsere gelben Bike Bauer Trikots haben uns beim Auffallen zusätzlich geholfen.
Einzig unsere Lungen mussten Schwerstarbeit verrichten: Aufgrund derber Abgase und Massen an Staub. Nach 15-minütiger Fahrt fühlte sich Mund, Atemwege und Lunge einfach nur noch staubtrocken an. Bah!

Bald danach lassen wir den Smog hinter uns, tauschen Verkehr, Häuser und Krach gegen Landschaft ein; der subtropische Wald begrüßt uns. Auf den kommenden 20 Kilometern fahren wir eher gemütlich bergan, auf einer so genannten „Main Road“, die immer wieder durch ordentliche MTB-Einlagen in Form von Schlamm- und Steinpassagen besticht. Geil. Auch unsere Augen werden immer größer, je weiter wir in die abwechslungsreiche Landschaft des Kathmandu Valley eindringen. Wälder, Schluchten, einladend duftende Hanfpflanzen (oder eher Bäume), Reisterrassen soweit das Auge reicht und in der tiefen Schlucht, 1300 Meter unter uns, der Fluss Trishuli Nadi begleitet von Buchten und Palmen. Eine Landschaft, wie sie sonst nur in kitschigen Filmen (siehe Rambo) zu sehen ist. Für uns aber real und zum Greifen nahe.

Gut zu fahren sind die unzähligen Serpentinen, einzig störend ist das unausgeglichene Verhältnis zwischen Radfahrern und motorisierten Verkehrsteilnehmern. Hinzu kommt, dass die „Straße“ oft nur so breit ist, dass gerade ein Fahrzeug darauf fahren kann. Man muss halt sehen, wo man bleibt. Vor allem, wenn es auf der einen Seite eine Felswand, auf der anderen einen steilen (unendlich tiefen) Abgrund gibt. Und wenn man sich als Radfahrer einem Ungetüm an Bus oder LKW gegenüber sieht. Besonders spannend sind solche Situationen in den Kurven. Ein paarmal war es schon recht knapp. Mehr, als uns lieb war. Und das am ersten Tag …

„Nachdem wir zwei mal auf der Fahrt von wild bellenden Dorfhunden verfolgt werden, stellt Stephan mit ernster Miene fest, dass er es nicht mag, von Hunden verfolgt zu werden. Ich kann mich nicht erinnern, jemanden kennengelernt zu haben, der das mag.“

Nichts desto trotz: die schöne Natur und die Euphorie dieses Abenteuer zu beginnen, entschädigen für alles. So etwas möchte man nicht missen.
In Trishuli landen wir voller Eindrücke, kaputt aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht in einem Hotel, geführt von einer sympathischen Familie. Wir verdrücken gleich vier Teller Kalorien und erklären diesen ersten Tag unseres Abenteuers für beendet.

Mehr Fotos in diesem Set auf Flickr.